SRH Fernhochschule - The Mobile University
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Was Sie schon immer über KI wissen sollten – aber vielleicht gemeint haben, noch nicht fragen zu müssen.

KI & Führung: Künstliche Intelligenz ist in der Geschäftswelt bereits Realität. Vertrauen, Transparenz und Storytelling sind die Schlüssel zur Entfaltung ihres Potenzials und schaffen Raum für Innovationen.

Künstliche Intelligenz (KI) gilt gemeinhin die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. Soweit besteht Einigkeit. Etwas unschärfer wird das Bild der Unternehmerschaft, wenn es um die Anwendung von KI in der betrieblichen Praxis geht. Spätestens seit ein Chatbot namens Chat GPT verblüffend menschliche Texte verfasst und das schon länger in verschiedensten Bereichen angewendete Thema KI benutzerfreundlich und für jede:n greifbar geworden ist, hat das große Nachdenken begonnen. Zeit also für eine Bestandsaufnahme. Prof. Dr. Petra Arenberg leitet den Masterstudiengang „Innovation und Zukunftsforschung“ an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Sie hat uns zehn Fragen zum Stand der Dinge beantwortet. 

Frau Dr. Arenberg, Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Inwieweit ist sie schon in der Unternehmenspraxis angekommen?

Das kann man am besten anhand von ein paar Beispielen beantworten. Im Recruiting kommunizieren Chatbots mit Jobsuchenden und treffen eine Vorauswahl. In Arbeitsgruppen agieren KI-Apps als Teammitglieder mit Stimmrecht. Smarte Legalbots sagen den Ausgang von Prozessen vorher und nehmen wissensintensive Rechtsberatungen vor. Und intelligente Analysesysteme prognostizieren treffsicher, welche Kunden die Absicht haben zu kündigen. Angesichts solcher Entwicklungen ist KI schon gelebte Realität. Jede Führungskraft kann sich überlegen, wie sie KI bestmöglich in die Organisation integrieren kann.

Wozu raten Sie Führungskräften, wie gehen sie am besten mit dieser Situation um?

Know-how und Expertise sind die Grundvoraussetzungen, um mit KI bessere Entscheidungen zu treffen und Innovationen voranzutreiben. 

Sind KI-basierte Entscheidungen bessere Entscheidungen?

Künstliche Intelligenz trifft Entscheidungen auf breiterer Datengrundlage, schneller und damit klarer als Menschen. Die Identifizierung und Prognose von Strategien, Innovationen, Leistungen und Risiken gelingt durch KI besser. Der gesunde Menschenverstand und menschliche Expertise sind einzigartig. Eine kritische Haltung und Reflexion können auch Schwächen erkennen oder vorbeugen. Der Schöpfungsprozess ist eher als Ko-Kreation zu sehen.

Sind KI-basierte Innovationen demzufolge auch bessere Innovationen?

KI kann die Prozesse der Ideengewinnung, des Innovationsmanagements und der strategischen Vorausschau auf jeden Fall verstärken. Auch kleine und mittlere Unternehmen können profitieren, beispielsweise durch Trendanalysen.

Wo ist der Mensch der Künstlichen Intelligenz überlegen?

Menschen sind besser beim Schlussfolgern. Sie erkennen und interpretieren Ungewöhnliches und Zufälliges besser, verstehen Grenzen oder Grauzonen und können sie tolerieren. Von der KI wissen wir, dass Risiken durchaus einmal über- oder untergewichtet, fehlerhaft interpretiert oder gar nicht erkannt werden.

Wie lässt sich KI idealerweise in Organisationen einbinden?

Die Einbindung wird dann gelingen, wenn Menschen und KI-Systeme die Werte und Visionen ihrer Organisation teilen. Das stärkt auch die Akzeptanz und Wahrscheinlichkeit der Nutzung. Allen Beteiligten muss darüber hinaus klar sein, dass autonome Systeme die Macht- und Organisationsstrukturen verändern. Deshalb ist von Vornherein zu klären, wer die Kontrolle hat und wie die Verantwortungen verteilt sind. 

Was ist für den laufenden Betrieb wichtig, wenn KI einmal im Unternehmen implementiert ist?

KI-Wissen verändert sich schnell, deshalb sind die Kenntnisse spezifischer KI-News und das Beobachten von Trends unerlässlich. Wer sein Wissen auf diese Art managt, kann schnell reagieren und lernt stetig dazu. Der Aufbau eines effizienten Daten- und Wissensmanagements ist einer der wichtigsten Voraussetzungen für gelingende KI-Anwendungen. Da dafür oftmals nicht genügend Expertise in der Organisation vorhanden ist, muss externes Know-how gesichert sein.

Sehen Sie weitere Schlüsselkriterien für den erfolgreichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz?

Ganz oben steht für mich da das Thema Vertrauen schaffen. Das ist eine Führungsaufgabe. Der Aufbau von Vertrauen sollte alle Stakeholder einbeziehen – von den Beschäftigten über die Kunden bis zur Gesellschaft. Vertrauen gelingt durch Transparenz, insbesondere der Entscheidungsprozesse, durch Zuverlässigkeit und durch die Wahrung der Ethik.

Gibt es für den Aufbau von Vertrauen praktische Tipps, die Sie Unternehmen mit auf den Weg geben können?

Daten empfinden viele Menschen als abstrakt, uninteressant und langweilig. Das ändert sich schlagartig, wenn aus Daten Geschichten werden. Emotionale Geschichten erwecken Werte und Leitlinien zum Leben. Sie geben ihnen eine Bedeutung und schaffen Verbundenheit. Durch Storytelling wird aus Daten eine erinnerbare Vision. Visualisieren Sie, machen Sie Daten erlebbar, schlagen Sie Brücken von der Vergangenheit über die Gegenwart zur Zukunft. Menschen verinnerlichen Geschichten, sie werden dadurch inspiriert. Das gilt auch für die KI.

Wenn Sie in zwei Sätzen zusammenfassen müssen, wo wir im Moment bei der KI stehen. Was sagen Sie?

Wenn es Führungskräften gelingt, KI benutzerfreundlich und begehrenswert zu machen, Vertrauen zu schaffen und Transparenz zu gewährleisten, dann können KI-Anwendungen heute schon ihre Stärken entfalten. Für Menschen eröffnen sich dadurch Freiräume, die sie für soziale Beziehungen und das Voranbringen ihrer Ideen nutzen können.

Menschen sind besser beim Schlussfolgern. Sie erkennen und interpretieren Ungewöhnliches und Zufälliges besser, verstehen Grenzen oder Grauzonen und können sie tolerieren.
Prof. Dr. Petra Arenberg, Professorin für Sozialwissenschaften und Kompetenzentwicklung

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