Volkswirtschaftslehre (B.Sc.)
Die Spezialisierung Finanzökonomie im Bachelorstudiengang Volkswirtschaftslehre vermittelt Ihnen ein tiefes Verständnis der Mechanismen, Strukturen und Dynamiken moderner Finanzmärkte. Sie befassen sich mit zentralen Fragen wie: Wie entstehen Preise für Finanzinstrumente? Welche Rolle spielen Risiko, Rendite, Informationsverarbeitung und Erwartungen? Und wie beeinflussen Finanzmärkte das Verhalten von Unternehmen, Haushalten und staatlichen Institutionen?
Im Mittelpunkt stehen sowohl theoretische Grundlagen als auch empirische Methoden, mit denen Sie Marktprozesse analysieren und finanzielle Entscheidungen einordnen können. Sie lernen, wie Portfolios aufgebaut werden, wie Finanzrisiken bewertbar gemacht werden und welche Bedeutung Kapitalkosten, Liquidität und Marktstruktur für effiziente Allokationsprozesse besitzen. Dabei werden ökonomische Modelle konsequent mit aktuellen Entwicklungen im Finanzsektor verknüpft, um Ihnen ein realistisches und anwendungsorientiertes Verständnis der Finanzwirtschaft zu vermitteln.
Die Spezialisierung eignet sich besonders für alle, die die Funktionsweise von Finanzmärkten nicht nur beobachten, sondern fundiert erklären wollen – und die bereit sind, analytisch, kritisch und verantwortungsbewusst mit komplexen finanzökonomischen Fragestellungen umzugehen.
Modulinhalte
In den 4 Modulen der Vertiefung Finanzökonomie des Bachelor-Fernstudiums Volkswirtschaftslehre (B.Sc.) vertiefen Sie Ihr entsprechendes Fachwissen und schaffen sich so ein Profil als Expert:in im Bereich Finanzökonomie. Die Spezialisierungsmodule absolvieren Sie zwischen dem dritten und vierten Semester.
Inhalte des Moduls
Im Modul Financial Markets & Institutions erhalten Sie einen umfassenden Überblick über Aufbau, Funktionsweise und Entwicklungslinien der modernen Finanzbranche. Zu Beginn setzen Sie sich mit den Kernelementen und der Abgrenzung des Finanzmarktes auseinander und lernen die grundlegenden rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Bedeutung von Regulierung kennen. Darauf aufbauend analysieren Sie zentrale Akteure auf der Anbieterseite – darunter Banken, Versicherungen und weitere Finanzdienstleister – und bekommen einen Einblick in ihre Geschäftsmodelle, etwa den Wert- und Betriebsbereich von Geschäftsbanken.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Kundenseite: Sie lernen gängige Segmentierungsansätze kennen und verstehen, wie Anbieter ihre Dienstleistungen auf unterschiedliche Kundengruppen zuschneiden. Ergänzend beschäftigen Sie sich mit grundlegenden Klassifikationen von Versicherungsprodukten sowie mit der Funktionsweise von Geld- und Kapitalmärkten. Abschließend betrachten Sie langfristige Trends und strukturelle Veränderungen der Finanzbranche, einschließlich technologischer Entwicklungen und Megatrends, die das Finanzsystem nachhaltig prägen. Das Modul verbindet Theorie und Praxis, indem es reale Marktbeispiele integriert und wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich einordnet.
Vermittelte Kompetenzen
Nach Abschluss des Moduls verfügen Sie über ein fundiertes Verständnis zentraler Strukturen und Mechanismen der Finanzbranche. Sie können wesentliche Begriffe wie Finanzbranche, Banken, Versicherungen sowie Geld- und Kapitalmärkte präzise erläutern und deren Rollen in der Wirtschaft einordnen. Darüber hinaus sind Sie in der Lage, Dienstleistungen von Finanzinstituten aus Kundensicht zu bewerten und deren Eigenschaften hinsichtlich Nutzen, Risiko und Zielgruppen zu analysieren.
Im Bereich Methodenkompetenz lernen Sie, Produkteigenschaften mit Kundenerwartungen abzugleichen und im Rahmen von Marktanalysen strukturiert aufzubereiten. Diese Fähigkeiten befähigen Sie dazu, bei Banken und Versicherungen an der Erstellung von Angebotsunterlagen mitzuwirken oder Kommunikationsmaterialien für Beratungsgespräche vorzubereiten. Gleichzeitig erweitern Sie Ihre Selbstkompetenz, indem Sie Finanzprodukte hinsichtlich ihrer Eignung für spezifische Kundensegmente prüfen und Entscheidungen transparent begründen.
Im zwischenmenschlichen Bereich stärken Sie Ihre Kommunikationsfähigkeit: Sie führen fachliche Dialoge mit Kolleginnen und Kollegen, wirken qualifiziert an Kundenkontakten mit und können Gespräche mit Akteuren der Finanzbranche professionell begleiten. Damit sind Sie gut darauf vorbereitet, finanzwirtschaftliche Informationen klar einzuordnen, praxisnah zu vermitteln und in unternehmerisches Handeln zu integrieren.
Inhalte des Moduls
Im Modul Corporate Finance vertiefen Sie zentrale finanzwirtschaftliche Fragestellungen, die weit über klassische Finanzierungsentscheidungen hinausgehen. Ausgangspunkt bildet die Analyse von Risiko und Rendite als Grundlage unternehmerischer Entscheidungen. Darauf aufbauend beschäftigen Sie sich mit den Prinzipien moderner Portfoliotheorie sowie der Bestimmung zentraler Kapitalkennzahlen – darunter Eigenkapitalkosten mittels CAPM, der Beta-Faktor, Marktprämien und die Berechnung von Eigen- und Fremdkapitalkosten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem WACC, der für Unternehmensbewertung und Kapitalstrukturplanung eine Schlüsselrolle einnimmt.
Im Themenblock Investitionen befassen Sie sich mit Entscheidungsprozessen unter Unsicherheit, etwa durch Sensitivitäts- und Szenarioanalysen, Simulationen sowie Entscheidungsbäume. Sie erhalten zudem einen systematischen Einblick in die fundamentale Bewertung von Aktien – inklusive Multiplikatoren und praktischen Bewertungsmodellen – sowie die Bewertung von Anleihen mithilfe von Barwerten, Duration und Konvexität.
Der Bereich Finanzierung thematisiert theoretische Ansätze wie Modigliani/Miller, die Trade-off- und Pecking-Order-Theorie sowie praxisorientierte Aspekte der Verschuldung. Abgerundet wird das Modul durch eine vertiefte Betrachtung der Dividendenpolitik und ihrer strategischen Bedeutung für Unternehmen.
Vermittelte Kompetenzen
Durch das Modul entwickeln Sie ein umfassendes Verständnis der wesentlichen Konzepte der Corporate Finance und können diese sicher in unternehmerische Zusammenhänge einordnen. Sie erläutern zentrale Begriffe wie Rendite, Risiko, Kapitalkosten, Kapitalstruktur oder Finanzinstrumente und analysieren Risiko-Rendite-Modelle wie das CAPM oder den Portfolioansatz. Sie verstehen Aufbau und Bedeutung des WACC und wenden Investitionsrechenverfahren unter Unsicherheit – etwa Sensitivitätsanalysen oder Entscheidungsbäume – gezielt an. Bewertungsverfahren wie DCF, Multiples, Duration oder Konvexität können Sie systematisch vergleichen und beurteilen.
Im Bereich Methodenkompetenz analysieren Sie finanzwirtschaftliche Problemstellungen strukturiert, bewerten Kapitalanlagen und bestimmen Kapitalkosten sowie Unternehmenswerte rechnerisch fundiert. Sie übertragen theoretische Konzepte auf praxisnahe Fragestellungen und entwickeln belastbare Handlungsempfehlungen, etwa zur Kapitalstruktur oder Ausschüttungspolitik.
Zudem stärken Sie Ihre wissenschaftliche und persönliche Kompetenz, indem Sie Modellannahmen kritisch hinterfragen, Unsicherheiten transparent kommunizieren und eigenständig relevante Informationen recherchieren und verarbeiten. In der sozialen Dimension lernen Sie, finanzwirtschaftliche Analysen adressatengerecht zu kommunizieren, im Team tragfähige Lösungen zu entwickeln und die Auswirkungen finanzieller Entscheidungen auf verschiedene Stakeholder nachvollziehbar darzustellen.
Inhalte des Moduls
Im Modul Portfoliomanagement erwerben Sie ein fundiertes Verständnis der zentralen Prinzipien der Portfolioanalyse und -optimierung. Zunächst setzen Sie sich mit grundlegenden Konzepten der Rendite- und Risikoberechnung auseinander, darunter Methoden wie einfache, geometrische und reale Rendite sowie Risikomaße wie Varianz, Standardabweichung und weiterführende Konzepte wie Value at Risk (VaR). Darauf aufbauend lernen Sie das CAPM kennen, das den Zusammenhang zwischen Risiko, Beta-Faktor und erwarteter Rendite beschreibt.
Ein Schwerpunkt liegt auf der modernen Portfoliotheorie: Sie analysieren Zwei-Anlagen-Portfolios, berechnen Portfolio-Risiken und -Renditen, bestimmen Effizienzkurven und betrachten Diversifikationseffekte, die Risiko reduzieren und Renditechancen verbessern. Zudem wird die Kapitalmarktlinie (CML) behandelt, die das Verhältnis zwischen risikolosen und riskanten Anlagen veranschaulicht.
Ergänzend beleuchtet das Modul den vollständigen Portfoliomanagement-Prozess – von der Zieldefinition über die strategische Asset-Allokation bis zur Performancebewertung. Aspekte der Behavioral Finance erweitern die klassische Theorie um psychologische Einflussfaktoren, die Anlageentscheidungen und Marktverhalten prägen. Damit verbindet das Modul theoretische Grundlagen mit praxisnahen Anwendungsszenarien unter realen Marktbedingungen.
Vermittelte Kompetenzen
Sie entwickeln ein umfassendes Verständnis der zentralen Konzepte des Portfoliomanagements und können Begriffe wie Rendite, Risiko, Diversifikation oder Portfoliooptimierung sicher einordnen. Sie erläutern Modelle wie CAPM, Effizienzkurve oder Markowitz-Ansatz und verstehen deren Bedeutung für Kapitalanlage und Risikosteuerung. Darüber hinaus interpretieren Sie Risikokennzahlen wie Standardabweichung und VaR und beurteilen ihren Einsatz im Rahmen der Portfolioqualität.
Methodisch sind Sie in der Lage, Portfoliomanagement-Probleme analytisch zu lösen, Rendite- und Risikokennzahlen zu berechnen und Portfolios vor dem Hintergrund verschiedener Zielsetzungen zu strukturieren. Sie wenden theoretische Konzepte gezielt auf praktische Fragestellungen an, entwickeln erste Anlageempfehlungen und bewerten die Wirkung von Diversifikation auf das Gesamtrisiko.
Im Bereich Selbstkompetenz bearbeiten Sie finanzwirtschaftliche Fragestellungen strukturiert und reflektiert, hinterfragen Modellannahmen und kommunizieren Unsicherheiten transparent. Zudem lernen Sie, relevante Daten eigenständig zu recherchieren, zu bewerten und in Entscheidungen einfließen zu lassen. In der sozialen Dimension kommunizieren Sie finanzwirtschaftliche Analysen verständlich, arbeiten im Team an Portfolioalternativen und berücksichtigen die Auswirkungen von Anlageentscheidungen auf verschiedene Stakeholder.
Inhalte des Moduls
Im Modul Rating und Risikomanagement beschäftigen Sie sich mit den zentralen Mechanismen, die hinter Rating-Verfahren und der systematischen Bewertung unternehmerischer Risiken stehen. Zunächst lernen Sie den Zusammenhang zwischen Risiko, Bonität und Rating kennen und erhalten einen Überblick über konzeptionelle Merkmale externer und interner Rating-Modelle. Dabei wird verdeutlicht, wie aus Vergangenheitsdaten – etwa aus Jahresabschlüssen – belastbare Aussagen über zukünftige Chancen und Gefahren abgeleitet werden.
Darüber hinaus befassen Sie sich mit den Auswirkungen von Rating-Urteilen auf den Unternehmenswert, wodurch das Modul eine direkte Brücke zu strategischen Finanzentscheidungen schlägt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem unternehmerischen Risikomanagement, das als ganzheitlicher Prozess vorgestellt wird – von der Risikoidentifikation und -analyse über die Risikosteuerung bis hin zur Kontrolle und Dokumentation. Ergänzend werden rechtliche Grundlagen, Anforderungen an eine risikoorientierte Unternehmensführung und die organisatorische Verankerung von Risikostrategien behandelt.
Praktische Beispiele und typische Entscheidungssituationen aus Rating- und Risikomanagementprozessen runden das Modul ab und unterstützen Sie dabei, die Relevanz eines wirksamen Risiko- und Rating-Systems für Unternehmen realistisch einzuordnen.
Vermittelte Kompetenzen
Mit Abschluss des Moduls verfügen Sie über ein umfassendes Verständnis der Funktionsweise von Rating-Modellen und der Bedeutung eines strukturierten Risikomanagements. Sie erläutern Ursachen und Ausprägungen unternehmerischer Risiken, stellen deren Auswirkungen aus Sicht zentraler Stakeholder dar und können den gesamten Risikomanagementprozess – von der Identifikation über die Steuerung bis zur Kontrolle – klar und nachvollziehbar beschreiben. Ebenso sind Sie in der Lage, regulatorische Vorgaben zu interpretieren und deren praktische Relevanz für Unternehmen einzuschätzen.
Methodisch können Sie eigene Risikoanalysen durchführen, an der Weiterentwicklung von Rating-Modellen mitwirken und Handlungsrahmen für ein wirksames Risikomanagementsystem entwickeln. Sie vertreten Anforderungen gegenüber internen Funktionsträgern und leisten fundierte Beiträge zur Risikoberichterstattung.
Darüber hinaus entwickeln Sie eine reflektierte Haltung zu Modellannahmen und den Grenzen ratingbezogener Entscheidungen. Sie begleiten Implementierungsprozesse verantwortungsbewusst, kommunizieren Risiken transparent und binden verschiedene Unternehmensbereiche in die risikoorientierte Entscheidungsfindung ein. In der sozialen Dimension wirken Sie aktiv im Risikomanagement mit, führen Fachgespräche mit Kapitalgebern und tragen dazu bei, ein unternehmensweites Risikobewusstsein zu stärken.
Berufsperspektiven im Bereich Finanzökonomie
Mit einer Spezialisierung in Finanzökonomie eröffnen sich Ihnen vielfältige Karrierewege in Institutionen, die finanzielle Märkte analysieren, gestalten oder regulieren. Besonders gefragt sind Kompetenzen in quantitativer Analyse, Marktbeobachtung und Risikobewertung – Fähigkeiten, die Sie direkt in Positionen wie Financial Analyst, Quantitative Analyst, Risk Manager, Portfolio Manager oder Research Economist einbringen können. In diesen Rollen analysieren Sie Marktbewegungen, bewerten Finanzrisiken, entwickeln Modelle zur Preisbildung oder beraten Organisationen bei strategischen Entscheidungen.
Darüber hinaus qualifizieren Sie sich für Tätigkeiten in Banken, Vermögensverwaltungen, Zentralbanken, FinTech-Unternehmen, Versicherungen oder internationalen Organisationen. Auch im Asset Management, der Finanzmarktregulierung, im Corporate Banking oder in wirtschaftspolitischen Abteilungen sind finanzökonomische Kompetenzen stark nachgefragt.
Durch Ihre Fähigkeit, komplexe Daten zu interpretieren, finanzielle Zusammenhänge zu erklären und Risiken strukturiert einzuordnen, können Sie langfristig verantwortungsvolle Aufgaben in Analyse, Strategie oder Politikberatung übernehmen. Perspektivisch eröffnen sich Ihnen damit auch Entwicklungsmöglichkeiten in leitenden Funktionen, beispielsweise als Head of Risk, Senior Economist oder Investment Strategist.