SRH Fernhochschule - The Mobile University
Blog

Stratege und Detailfuchs. Drei Tage mit Rektor Schneck

Was macht eigentlich ein Rektor den ganzen Tag? Ich begleitete Ottmar Schneck drei Tage in seinem Alltag, um das zu erfahren. Einen Tag persönlich, zwei Tage virtuell, was nicht ungewöhnlich ist für eine Fernhochschule und auch nicht anders ginge.

SRH Fernhochschule | Prof. Dr. Ottmar Schneck

Was macht eigentlich ein Rektor den ganzen Tag? Ich begleitete Ottmar Schneck drei Tage in seinem Alltag, um das zu erfahren. Einen Tag persönlich, zwei Tage virtuell, was nicht ungewöhnlich ist für eine Fernhochschule und auch nicht anders ging.

 

1. Tag, 16. Januar 2019

Mittwoch, ein Wintermorgen in Riedlingen. An diesem Tag sitzt Schneck kurz nach 7 Uhr am Schreibtisch. Ein Termin am Vorabend hat länger gedauert, daher ist er ungeplant im Hotel in Riedlingen geblieben. An Standardtagen klingelt sein Wecker um 6 Uhr in Rottenburg am Neckar. Eine dreiviertel Stunde später ist Schneck über die Schwäbische Alb gedüst und am Arbeitsplatz.
Noch ist es draußen kalt und dunkel an diesem Tag, doch so langsam erwacht das Haus, in dem das Rektorat, das Marketing, der Vertrieb, Buchhaltung und Media Office arbeiten. Der Rektor hämmert mit kurzen, präzisen Bewegungen in die Tasten und führt zu Ende, was er am Wochenende begonnen hat: 6 Termine – 6 Mappen. Schon lange träumt der Rektor daher von der Unterstützung durch einen Referenten neben Sekretariat und Assistenz. Vielleicht wird es heute etwas, wenn ein weiteres Bewerbungsgespräch stattfindet. „Ich bewerbe mich als Ihr neuer Chef“, hat Schneck annonciert.

Für den ersten Termin geht der Rektor zum Bürgermeister ins Rathaus. Es ist 8:30 Uhr und Marcus Schafft, Bürgermeister der Stadt, begrüßt Schneck persönlich. Sie kennen und achten sich. Ihr heutiges Gespräch dreht sich noch einmal um den Neubau der Hochschule, der im Mai 2019 bezogen werden soll. Aus ihren sechs in der Altstadt verteilten Häusern zieht die Hochschulverwaltung aus. Hier will die Hochschule Verantwortung übernehmen, betont Schneck im Gespräch, damit die Altstadt von Riedlingen weiter belebt bleibt. Seine Idee ist ein Gründer-Coworking-Space für von Banken und Investoren geförderte regionale Gründer und Schülerfirmen der lokalen Schulen. Die Runde am Tisch ist sich schnell einig, dass dies gut wäre für die Stadt und klärt, wer mit wem sprechen könnte: mit dem Gemeinderat, der Landrat sollte informiert sein, lokale Unternehmen und Banken. Nach einer Stunde wirft Schneck seine Jacke um, setzt die wollige Basecap auf und verabschiedet sich mit einem Scherz vom Bürgermeister. Man arbeitet gerne zusammen.

Zügig läuft Schneck durch das enge Städtchen Riedlingen. Grüßt hier lässig die Bäckerin – „Wir waren zusammen auf der Grundschule“, dort persönlich einen Mitarbeiter aus der Verwaltung, der unterwegs ist. 5 Minuten später blättert er in seiner Postmappe, liest letzte Weihnachtskarten, die sich verirrt hatten, stimmt sich mit der Assistentin über die Ausstattung im Neubau ab, beantwortet schnell eine der dringendsten E-Mails.

Der nächste Termin ist dran: Telefonkonferenz mit einem österreichischen Bildungsanbieter, der gerne in Kooperation die Fernstudiengänge in Österreich vermarkten will. Also runter in den Besprechungsraum. Neben Schneck setzt sich die Marketing-Ressortleitern Martina Kunrath. Sie wählen und wirken hochkonzentriert. Seit dem ersten Gespräch in Innsbruck vor zwei Monaten wird diskutiert, wie die Kooperation nun konkret aussehen könnte. Zweimal klopft der nächste Termin an die Tür, doch die Angelegenheit ist sensibel. Alle Unwägbarkeiten müssen besprochen werden. Obwohl ein pünktlicher Mensch, bittet Schneck den Kollegen mit Fingerzeichen um Geduld, den Blick weiter konzentriert auf die Telefonanlage gerichtet.

Dann springt Schneck auf und begrüßt den Leiter Corporate Relations. Der monatliche Jour Fixe mit Maximilian Seigerschmidt und Martina Kunrath beginnt. In der Mitte der Rektor. Er schaut nach links, er schaut nach recht, legt seine Hände geöffnet auf den Tisch zwischen die Gesprächspartner. Er ist bereit zuzuhören. Es geht um aktuelle Interessentenzahlen, neue Kooperationspartner, die USPs für die nächste Werbe- und Vertriebskampagne. Die Diskussion ist intensiv und dauert zwei Stunden. Schneck fragt nach, grenzt ein und ab, schreibt zu. Geht ins Detail bei Themen, die seiner Meinung nach der Klärung bedürfen. Vermittelt, wo verschiedene Erwartungen bestehen. Entwickelt zusammen mit den beiden Ressortleitern Ideen, wie man Themen angehen kann. Am Ende dreht er seine Hände nach unten, stützt sie auf. Letzte Fragen und Festlegungen. Nun steckt sein Kollege aus der Hochschulleitung den Kopf rein: Das nächste Telefonat beginnt in 15 Minuten. Kurzer Blick auf die Uhr. Man muss sich vorher noch besprechen.

 

Der Tag wird angepasst

Zurück im Büro ein kurzer Blick in den Outlook-Kalender, um die tagesaktuellen Veränderungen zu prüfen. Der Tag läuft anderes als geplant, aber noch ist alles im Lot. Eigentlich wäre jetzt Mittagspause, eigentlich würde Schneck jetzt eine Tasse Tee trinken und eine der beiden Birnen, die er in der Aktentasche hat, essen. So der Plan, den er mir noch am Vortag geschrieben hatte. „Ich bin kein Kostverächter, was gutes Essen angeht, aber das reicht mir bis zum Abendessen,“ merkt er an.

Dann überrollt ihn der Zeitdruck nicht aufschiebbarer Themen und das bei bester Planung. Schneck zieht das Jackett aus und hängt es über die Stuhllehne. Die Wintersonne scheint in den Raum. Joachim Merk, Prorektor für Lehre, zieht sich einen Stuhl an den Tisch. Gemeinsam besprechen sie das kommende Telefonat. Es soll um die Nutzung des Hochschuleigenen E-Campus und eine Kooperation mit einer Schwesterhochschule gehen. Schneck fragt noch kurz, ob Merk die Gesprächsführung übernehmen kann, dann könnte er seine Birne essen.

Doch daraus wird dann nichts, denn die Diskussion wird freundlich-lebhaft und braucht beide am Tisch. Ein Zettel wird hin- und hergereicht. Schneck notiert mit seinem Füller das Wichtigste aus den Absprachen in die Tagesmappe. Umkringelt. Unterstreicht. Noch eine lustige Anmerkung, das Gespräch ist beendet, das nächste wartet. Das Telefon klingelt, kurze Klärung zu den Hochschulzertifikaten mit dem Kooperationspartner Spiegel Akademie. Schneck beendet das Gespräch, ruft jemanden anderes an, fragt nach und schreibt dann in Abstimmung mit Joachim Merk eine Mail mit der gemeinsamen Entscheidung.

Die Mittagspause ist vorbei, Schneck öffnet die Bürotür, eine kurze Frage an die Assistentin, dann geht es weiter – wieder in den Besprechungsraum. Ressortleiterin Romina Ruf hatte um ein Gespräch gebeten, es geht um die Aufstockung ihres Teams mit einer Beraterstelle, da die Kapazitäten ihres Ressorts ausgeschöpft sind. Die Lösung ist ein Kollege, der im Job-Rotation sich nun in neue Aufgaben einarbeiten wird. Und noch eine Personalfrage wird an diesem Tage besprochen: Kurzfristig konnte eine Kandidatin für die neue Stelle als Referentin des Rektors eingeladen werden. Zusammen mit der Leiterin Personal führt der Rektor das Gespräch in seinem Büro und bittet freundlich die junge Frau, Rede und Antwort zu stehen und prüft, wie eine Zusammenarbeit bei einem sehr fordernden Job aussehen würde.

Letzte persönliche Absprachen auf dem Weg zum Auto. Jetzt geht es ins Homeoffice – „Ich muss die Reise noch vorbereiten und hab mir deswegen den Nachmittag frei gehalten …“. Schnecks Ziel ist es, die beiden langen Besprechungstage in Dresden und Berlin vorzubereiten und wenigstens einige der täglich 150 Mails wegzuarbeiten („… abends muss mein Rechner leer sein…“), anstehende Telefonate mit den Rektoratskollegen zu führen.

Mir gegenüber hofft Schneck, dass morgen am Flughafen Stuttgart nicht gestreikt wird. Er will 6.15 Uhr den Flieger nach Dresden nehmen, um von dort mit dem Kollegen Merk nach Gera zu fahren. Auch verspricht er mir, Fotos zu machen, da ich hier nicht in persona dabei sein werde.

Der Reisende Schneck nimmt meinen Auftrag vom Vortag ernst: Regelmäßig finde ich Bilder und Kommentare von ihm, vom Smartphone gesendet, in meinem Mailpostfach:
21:14: der gepackte Rucksack am aufgeräumten Schreibtisch „Rechner grad runtergefahren und Tasche für morgen gepackt Wecker steht auf 4 und Flieger hoffentlich ab 6“. Das erste Bild dann am Morgen um 3:31: die Zahnbürste des Rektors und im Betreff „Andiamo“.

3:46; 4:21 bis 4:36: Eine Tankstelle im Bild: „Gestern tanken vergessen“, ein Espresso und die Gepäckabfertigung. Der Rektor bearbeitet E-Mails über den SRH Hotspot des Smartphone.

 

2. Tag, 17. Januar 2019

Wie ich aus der Korrespondenz mit Rektor Schneck im Vorfeld entnehme, stehen heute u.a. Firmentermine als „Akquise-Schneck“, so der Rektor, als auch Jahresauftaktgespräche als Rektor mit Professorenkollegen an.

Kollegin Professor Angela Teichert holt Merk und Schneck am Flughafen ab. Gemeinsam fahren sie zur SRH Schwesterhochschule in die Dresdner Innenstadt. Eine Stunde ist Zeit, um über die Veränderungen im Studiengang Soziale Arbeit zu sprechen, den Teichert leitet, dann beginnen die Abstimmungsgespräche mit dem ebenfalls nach Dresden angereisten Rektor Schaller und seiner Referentin.

Gegen Mittag treffen Merk und Schneck die Leitern der Hotelakademie in Dresden und verabreden sich zu einer halben Stunde im Vietnamesen. Wie Schnecks kurze Handybotschaften zeigen, verläuft sein Donnerstag nach Plan. Schneck liebt Chilli, schreibt er. Das vietnamesisches Essen passt zu den „heißen Gesprächen“ über den Status der Hotelakademie und Themen wie der gemeinsame Auftritte in Indien und das Projekt Waiting for Visa. Danach stehen die Gespräche mit den Kollegen an.

Treffpunkt ist die Hotelakademie Dresden, die auch als Studienzentrum der SRH Fernhochschule genutzt wird. Professoren arbeiten meist im Homeoffice. Daher hatte Schneck den Kollegen in der Gegend die Lokation für die Jahresauftaktgespräche angeboten. Angereist sind an diesem Tag: Falk Tennert aus Berlin, Angela Teichert aus Dresden und Christian Helmrich aus Leipzig. In den Gesprächen im Stundentakt werden Ideen, Projekte und Wünsche diskutiert. Gerade eine offene Kommunikation mit „seinen“ Professoren ist Schneck wichtig, wie er im Gespräch betont und freut sich, wenn sie das ebenso wie er schätzen. Wie er mir schreibt, sei ihm eine „Politik der offenen Tür “ wichtig.

Jetzt erstmal Abendente. Kurz nach 18 Uhr soll der ICE von Dresden nach Berlin fahren, wo am nächsten Tag weitere wichtige Termine anstehen, doch er verspätet sich.

Im Zug gehen er und Joachim Merk die „Ewigenliste“ durch. Dafür bucht seine Assistentin für Schneck immer einen Platz mit Tisch und am Gang. Ideen, Anregungen und Wünsche der Mitarbeiter und Kollegen, die nicht unter den Tisch fallen dürfen, sind hier gesammelt. Heute stehen noch 34 offene Punkte zur Diskussion. Die vorletzte Mail kommt aus dem Zugabteil. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ und ein sichtlich müdes Lächeln in die Handykamera nach einem 17-Stunden-Reisearbeitstag. Letzte Nacht vom Hauptbahnhof, im Halbdunkel. Angekommen. Es ist jetzt 21:38 und Nacht in Berlin.

Zum Ende des Tages frage ich in einer letzten Mail, was den Protagonisten angestrengt hat heute? „Zwei Enten gegessen. Ansonsten super Gespräche. Natürlich müde, da seit 4 auf den Beinen und Hotel erst 23.30 in Sicht“. Seine Highlights waren die Treffen mit Professoren, die er an einer Fernhochschule nur ein paar Mal pro Jahr treffe und begeistert hätte ihn die innovative Idee eines Kollegen. Und alles erreicht? „YES“. Und trotzdem warten noch 65 offene Mails und 13 neue to do auf Ottmar Schneck. Ob er Reisetage mag! „Nicht immer, aber anders treffe ich mein Kollegium nicht und würde nie Kooperationspartner gewinnen. Aber ich mag Ente.“

3. Tag 18. Januar 2019

Am Morgen liegt Schneeflaum auf den Autos vor dem Hotelfenster. Um 6:58 blickt Schneck aus dem Fenster.

Der dritte Tag beginnt mit einem Arbeitsfrühstück mit Kai Pichlmaier, einem Kooperationspartner der SRH Fernhochschule. Er hat Schneck zu einem Arbeitstreffen mit der ING DIBA eingeladen, da er zusammen mit der Mobile University ein Gründungsprojekt besprechen will, das den neuen Masterstudiengang Entrepreneurship fokussiert. Das Bankgespräch ist vertraulich und verläuft positiv.

Noch zwei Professoren wollen Schneck zu Beginn des neuen Jahres sprechen: Es ist High Noon im winterlichen Berlin, als Fabian Behrendt sich mit seinem Rektor an den Tisch setzt. Forschungsthemen, Forschungskooperation sind ebenso Thema wie die Jahrespläne auf beiden Seiten. Ein weiteres Treffen muss leider ausfallen, da sich ein kurzfristiger Termin reindrängelt. Auch das fest eingeplante Netzwerken beim Neujahrsempfang IHK Oberschwaben in Biberach an diesen Abend muss wegen der Terminkollision abgesagt werden, auch wenn Schneck betont, dass ohne regionales Netzwerk vieles nicht möglich sei – gerade mit langjährigen Partnern und Förderern der Hochschule. Das Sehen und Gesehen werden gehört zur Repräsentationspflicht eines Rektors, so Schneck. Dennoch ist Schneck zufrieden am Ende des Tages: Das Gespräch über mögliche Kooperationen mit dem Duden ist gut verlaufen.

Doch noch ist seine Woche nicht zu Ende: Der Flieger kommt aus Berlin nicht los, die Tragflächen sind vereist. Ein neuer Kleinkoffer ist praktischer Beifang dieser Verspätung. „Musste sein“. Eine Currywurst muss Trost spenden. Endlich geht es um 20:23 los. Diese Arbeitswoche endet dann um 22:47 in Rottenburg. Geschafft, wenn auch später als geplant. Schnecks Ehefrau ist Lehrerin und selbst aktiv in Schule und Gemeinde, so dass sie an diesem Abend eigentlich nach ihm nach Hause gekommen wäre. Am Ende des Abends können sie aber doch noch gemeinsam die Tagesthemen anschauen. Ein Ritual, meist gemeinsam zelebriert, bevor noch über die vergangenen Tage gesprochen wird, die hinter ihnen liegen.

Auf meine Frage hin, was ihn am heutigen Freitag besonders angestrengt hat, sind es die vielen unterschiedlichen Termine an unterschiedlichen Orten mit Transferzeiten, unkalkulierbaren Staus und den „öpnv zeiten“ im Nahverkehr. Was möglich war, war nur möglich mit guter Assistenz-Vorbereitung und Begleitung durch seinen Kollegen Merk („Tolles Team!!!“). Sein Highlight war der Durchbruch bei Preisverhandlungen mit einem Kooperationspartner und das Ungewöhnlichste war die Currywurst statt der Ente am Ende des Tages. Alles Erledigt? „YES!“

 

Angela Bittner-Fesseler, seit 2017 Professorin für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule

Wie diese Idee entstanden ist? Als ehemalige Pressesprecherin einer Hochschule hatte ich eine Vorstellung, von dem, was der „Chef“ einer Hochschule den ganzen Tag tut. Doch war ich neugierig darauf, wie es an einer Fernhochschule aussieht. Und dachte mir, dass dies auch andere interessieren könnte – in und außerhalb der Hochschule.

Wen und was ich erlebt habe? Drei typische Rektor-Tage, an denen ich alles fragen konnte. Was man Schneck anmerkt: Ihm gefällt diese Vielfalt an Aufgaben und die Möglichkeit, kreativ zu sein, gestalten können. Immer wieder betont er, wie stolz er auf seine Mitarbeiter ist.

Seit Juli 2016 ist Ottmar Schneck Rektor der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Der 58-jährige ist Geschäftsführer der SRH Hochschulen GmbH, Dozent und Beirat in Gremien verschiedener Hochschulen, Stiftungsrat gemeinnütziger Stiftungen, Lehrbuchautor unter anderem des Bestsellers „Lexikon der BWL“. Er lebt mit seiner Frau in Rottenburg am Neckar und hat drei erwachsene Kinder.