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Wenn es an der Durchführung scheitert: Wie die Psychologie digitale Gesundheitsanwendungen wirksamer macht

In ihrer Masterarbeit in Psychologie untersuchte Isabell Weiß digitale Gesundheitsanwendungen und welche Faktoren deren Nutzung fördern.

In ihrer Masterarbeit in Psychologie untersuchte Isabell Weiß die Implementierung einer digitalen Gesundheitsanwendung und welche Barrieren die Nutzung erschweren können. Wie sie auch beruflich von ihrer Masterarbeit profitiert hat und welche Pläne sie nach ihrem Studium verfolgt, verrät Isabell Weiß uns im Gespräch.

Was haben Sie in Ihrer Masterarbeit untersucht und welche Kernthesen lassen sich daraus ziehen?

In meiner Masterarbeit habe ich mich mit der Implementierung einer Digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) beschäftigt, die im Kern darauf abzielt, depressive Symptome bei Betroffenen zu reduzieren. Ziel war es, eine Barriere zu identifizieren, die die Implementierung der DiGA aus Sicht von Medizinern erschweren kann und für diese eine Implementierungsstrategie zu entwickeln und zu evaluieren. Insgesamt konnte die Strategie als effektiv beurteilt und Implikationen für die zukünftige Praxis abgeleitet werden.

Wie steht Ihre Masterarbeit in Zusammenhang mit Ihrer beruflichen Tätigkeit?

In meiner beruflichen Laufbahn in der Behindertenarbeit habe ich häufig miterlebt, wie neue und sinnvolle Projekte an der Implementierung scheitern. Den hinderlichen Faktoren auf den Grund zu gehen und darauf aufbauend neue Handlungsschritte umzusetzen, so dass eine Implementierung letztlich doch erfolgreich sein kann, hat mich schon immer interessiert. Leider fehlte dazu häufig die Zeit.

Nach meinem Bachelorstudium 2019 ergab sich die Möglichkeit, mich beruflich genau mit dieser Schnittstelle auseinanderzusetzen. Damals wurde mir eine Stelle in den Niederlanden als Implementierungscoach in der Forschung angeboten, die ich bis zum Ende des Masterstudiums innehatte. Implementierung bezog sich hier auf die Umsetzung von wissenschaftlichen Studien innerhalb von Stiftungen sowie die Einbettung der Studienergebnisse, wie z.B. Richtlinien zur Behandlung von Schlafstörungen, im Praxisalltag und dem Qualitätsmanagement. Bei einer DiGA geht es um dieselbe Fragestellung. Was behindert oder fördert die Einführung der DiGA ins Gesundheitssystem und mit welchen Methoden und Strategien können wir intervenieren?

Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihrem Praxispartner zustande und was konnten Sie aus der Kooperation mitnehmen?

Im Rahmen meiner Arbeit habe ich regelmäßig Workshops und Vorlesungen des European Implementation Collaborative (EIC) besucht. Dort habe ich meinen Kooperationspartner kennengelernt. Zum Zeitpunkt meiner Themenwahl für die Masterarbeit wurde die DiGA des Kooperationspartners im DiGA Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gelistet und konnte über die Regelversorgung verordnet werden. Das war der perfekte Zeitpunkt, um gemeinsam an einer Implementierungsfragestellung zu arbeiten. Aus der Kooperation nehme ich wertvolle Erkenntnisse mit. Da es sozusagen um eine Feldstudie ging, wurde ich mit diversen Barrieren, aber auch vielen förderliche Faktoren konfrontiert, die sich in der reellen Praxis abspielen können. Bei Implementierungsprojekten kommen immer unvorhersehbare Situationen auf einen zu, aber mit einer lösungsorientierten Arbeitsweise kommt man doch ans Ziel.

Welche Pläne verfolgen Sie mit Ihrem neu erworbenen Abschluss?

Ich habe bereits eine neue Tätigkeit und bin seit kurzem als Netzwerkmanagerin für IVPNetworks GmbH (Integrierte Versorgungsprogramme) tätig. Das Unternehmen beschäftigt sich mit bedarfsgerechten Versorgungslösungen für Menschen mit psychischen oder neurologischen Erkrankungen sowie mit chronischen Wunden. Derzeit informieren wir über eine neue Richtlinie zur koordinierenden Versorgung für schwer psychisch erkrankte Erwachsene mit einem komplexen ärztlichen wie therapeutischen Behandlungsbedarf. Im Zuge dessen unterstützt IVP bei der Umsetzung dieser Richtlinie und ich bin für die Regionen Bayern und Baden-Württemberg zuständig.

Wer hat Ihnen während des Studiums oder während der Masterarbeit am meisten geholfen?

Ganz klar mein Partner, der mich seit 2015 durch die Fernstudienzeit begleitet und alle Höhen und Tiefen miterlebt und mich stets daran erinnert hat, dass ich alles schaffen kann. Außerdem der Kontakt zu Kommiliton:innen. Hier sind enge Freundschaften entstanden, die immer wieder Energie gaben. Mein ganz besonderer Dank geht zudem an Dr. Daniela Ackermann-Piek, die mich in den letzten beiden Semestern unglaublich engagiert begleitet und bei meiner Masterarbeit betreut hat.

Was war die größte Herausforderung während Ihrer Masterarbeit?

Geduldig sein.

Welches Modul aus dem Psychologie-Studium hat Sie am meisten in Ihrer beruflichen Tätigkeit weitergebracht?

Eigentlich will ich mich gar nicht auf ein Modul festlegen. Das Psychologiestudium ist so breit gefächert und mich haben viele Module weitergebracht. Aber wenn ich mich entscheiden muss, dann sind es die Methodenmodule, in Verbindung mit Konstrukten wie Einstellungen und Intentionen. Insbesondere Spezielle Forschungs- und Evaluationsmethoden. Hier habe ich gelernt, auf systematische Weise Fragestellungen zu bearbeiten, die am Implementierungserfolg beitragen können.

Wie haben Sie das Studium neben dem Beruf gemeistert?

Mit einer Portion Ehrgeiz, Disziplin und dem Ziel vor Augen. Wichtig ist, dass man kleine Schritte einplant und dadurch den Motor am Laufen hält, aber nicht vergisst Pausen einzuplanen.

Liebe Isabell, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen für Ihren weiteren beruflichen Weg viel Erfolg und alles Gute.

In meiner beruflichen Laufbahn in der Behindertenarbeit habe ich häufig miterlebt, wie neue und sinnvolle Projekte an der Implementierung scheitern.
Isabell Weiß, Absolventin M.Sc. Psychologie