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OP-Management – eine Symbiose aus Medizin und Ökonomie

Clinical Leadership ist eine entscheidende Kompetenz, um moderne Gesundheitsversorgung zu gestalten und zu verbessern. Eine besondere Rolle kommt dabei dem OP-Management zu. Ein Beitrag von Dr. Stefan Schmidt, Absolvent des Executive MBA für Ärzte

Die Kombination von Medizin und Ökonomie ist zugegeben oftmals eine konfliktträchtige Verbindung. Fehler auf beiden Seiten haben das gegenseitige Verständnis und Vertrauen keineswegs gesteigert. Dabei sind die Ziele der beiden Bereiche nicht weit voneinander entfernt: Die Medizin will Menschen von Krankheitszuständen heilen, eine Unternehmung möchte Kundennutzen stiften. Für eine medizinische Versorgung mit endlichen Ressourcen stellt die Ökonomie Werkzeuge, Techniken und Denkansätze bereit, um diese Ressourcen so effektiv und effizient wie möglich einzusetzen. Und mehr Effektivität und Effizienz kann konsekutiv ein Mehr an medizinischer Versorgung(squalität) und/oder einen Overhead für medizinische Innovationen bedeuten.

Warum OP-Management?

Die kostenintensivsten Gebiete der stationären Patientenversorgung sind der Operationsbereich und die Intensivmedizin. Der Operationsbereich von Kliniken ist für ca. ein Drittel der Gesamtkosten einer Klinik verantwortlich oder anders ausgedrückt für 25-60 % der Fallkosten eines Patienten. Das OP-Management ist in diesem Hochkostenbereich nach Tschudi & Schüpfer eine „ordnende Kraft, die aus Ressourcen Ergebnisse formt“. Im klinischen Alltag organisiert das OP-Management also die Integration medizinischer Notwendigkeiten und Abläufe sowie Entscheidungen im OP unter ökonomischen Gesichtspunkten.

Aufgaben von OP-Koordination und OP-Management

Unter OP-Management versteht man jedoch weitaus mehr als die tagesaktuelle Koordination des Programms und die Optimierung des Ablaufs und der logistischen Prozesse im OP. Es umfasst auch:

  • Materiallogistik inklusive Implantat-Management
  • Sterilgut-Management
  • Personalpolitik der im OP vereinten Berufsgruppen
  • Integration von Notfällen in das Tagesprogramm
  • Anschaffung, Wartung und Vorhaltung moderner Medizintechnik
  • infrastrukturelles OP-Saal-Management bis hin zur interprofessionellen Zusammenführung von Regelungen in einem für alle Leistungserbringer verbindlichen OP-Statut

Während die dem OP-Manager bereitgestellte OP-Koordination die Ablauforganisation des operativen Tagesgeschäftes übernimmt, ist der OP-Manager zusätzlich u.a. für strategische Aufgabenfelder, das Berichtwesen und OP-Controlling mitverantwortlich. Er dirigiert somit alle wesentlichen Ressourcen, welche auf die Leistungserbringung im OP einwirken.

Notwendige Doppelqualifikation

Doch selbst große Gesundheitskonzerne, die oft auch sehr kleine Geschäftsfelder sehr intensiv bearbeiten, haben im OP-Management elementare Versäumnisse und Ineffizienzen. Der Grund liegt auf der Hand: Da fast jede Entscheidung im OP-Management auch gleichzeitig eine medizinische Entscheidung ist und Medizin und Ökonomie bei diesen Entscheidungen keinesfalls entkoppelt werden können, bedarf es nahezu zwingend einer Doppelqualifikation für OP-Manager.

Im Medizinstudium werden jedoch die betriebswirtschaftlichen Inhalte mitnichten vermittelt und auch ein Eigenstudium ist mit erheblichen Hürden und Schwierigkeiten versehen. Es bieten sich daher spezialisierte Programme für Mediziner an, welche ökonomische Inhalte mit den medizinischen verzahnen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Studiengang MBA für Ärzt:innen.

OP-Management auf dem Weg zum Clinical Leadership

Abseits der ökonomischen Komponenten ist OP-Management auch aus einem anderen Grund von elementarer strategischer Bedeutung in Deutschland: Wir sind leider weiterhin international führend, die Partikularinteressen einzelner Akteure, Fachabteilungen und Kliniken über die Gesamtinteressen von Patienten, Kliniken und des Gesundheitssystems zu stellen. Dies erfordert nicht nur eine Kraft, die aus Ressourcen Nutzen schafft. Es braucht zusätzlich eine ordnende, regulierende und strategisch wirksame Kraft mit objektiverer und unabhängigerer Gesamtperspektive: OP-Management auf dem Weg zum Clinical Leadership Modell.

Fazit

Ressourcen – nicht nur medizinische – sind endlicher und knapper denn je. Die Symbiose aus Medizin und Ökonomie in Form eines OP-Managements bietet hier erhebliche Chancen. Zum einen können Kapazitäten so effektiv und effizient wie nur möglich utilisiert werden, zum anderen geht hier auch die Gesamtstrategie in einer pluralen OP-Wirklichkeit aus multiplen Einzelinteressen nicht verloren. Ethisches OP-Management verfügt nicht nur über Mittel zur positiven Beeinflussung der Abläufe und Prozesse sowie der Erlössituation. Es optimiert auch die Qualität der Patientenversorgung, Sicherheitsstandards, die Personalzufriedenheit und unser klinisches Miteinander.

Unterm Strich lässt sich das OP-Management und damit die Gesundheitsversorgung als solche nur verbessern, wenn medizinische und ökonomische Interessen mit fundiertem Klinikwissen verbunden werden. Je mehr High-Tech zum Einsatz kommt, desto wichtiger werden effiziente Organisation, Führung und Management.

Die Autoren

Dr. med. Stefan Schmidt, MBA, ist Absolvent der SRH Fernhochschule und als zertifizierter OP-Manager und Berater für nationale und internationale Institutionen im Gesundheitswesen als auch in der freien Wirtschaft tätig.
E-Mail: stefan.schmidt@med.uni-goettingen.de
 

Prof. Dr. Lutz Hager, ist Studiengangsleiter für den MBA für Ärzt:innen an der SRH Fernhochschule und u.a. Vorsitzender des BMC Bundesverband Managed Care
E-Mail: lutz.hager@mobile-university.de

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