SRH Fernhochschule - The Mobile University
Pressemitteilung

500 Euro für Weihnachtsgeschenke: Wie sinnvoll ist das Schenken an Weihnachten?

Süßer die Kassen nie klingeln, freuen sich Online- und Einzelhandel. Denn kurz vor Weihnachten gilt für viele, jetzt noch schnell die letzten Geschenke zu besorgen! Oder auch die Ersten, falls man spät dran ist. Doch braucht es das überhaupt?

Die Festtage stehen bevor, und die Suche nach einem Geschenk gerät allmählich zur nervenaufreibenden Expedition. Individuell sollte es sein, Wertschätzung ausdrücken und wenn es zu günstig ist, käme das nicht gut an. Unangemessen teuer ist aber auch nicht gut. Das setzt die beschenkte Person unter Zugzwang. Doch womit kann man einem Menschen denn die größte Freude machen? Es muss schließlich etwas sein, um das man mindestens eine große rote Schleife binden kann!

Rund 500 Euro Ausgaben pro Kopf für Weihnachtsgeschenke

Einer aktuellen Auswertung der Statistik-Plattform statista zufolge gibt jeder Bundesbürger 507 Euro und 10 Cent für Weihnachtsgeschenke aus. Eine enorme Stange Geld. 2011 waren es noch „nur“ rund 339 Euro. Dennoch haben wir keinen Höhepunkt in Sachen Spendierlaune erreicht. Den gab es im Jahr 2021, in dem rund 522 Euro ausgegeben wurden. Pro Kopf im Schnitt versteht sich. Ausreißer nach oben und unten inklusive. 

Schenken: Zwischen Stress und Glückseligkeit

Aber wer freut sich denn über welche Geschenke? Stichwort Kinder. Wenn sich neben den Geschenken von den Eltern auch noch Präsente von Paten und Großeltern unterm Baum türmen, können die schnell überfordert sein. Was ist zu viel für unsere Kleinen? Dazu sagt Dr. Sarah Seidl, Psychologie-Professorin an der SRH Fernhochschule: „Kinder sehnen sich weniger nach einem Berg von Geschenken, sondern nach emotionaler Verbindung. Ein bedachtsam ausgewähltes Geschenk kann daher das emotionale Band zwischen Kind und Schenker mehr stärken und den Kindern zeigen, worauf es beim Schenken ankommt. Natürlich ist der Geschenkeberg beeindruckend und löst erst einmal ein Glücksgefühl aus. Letztendlich werden die Kinder der Flut der Geschenke jedoch gar nicht mehr Herr und die Emotion kippt in Überforderung und Stress. Daher sollten Eltern sorgsam auswählen, was geschenkt wird und vielleicht das ein oder andere Geschenk erstmal zur Seite legen.

Geschenke auf den letzten Drücker: Reine Männersache?

Vor allem Männern wird oft Einfallslosigkeit und der nachgesagt, wenn es um das Schenken geht. Doch Sarah Seidl hat eine versöhnliche Erklärung für Brotbackautomat, Staubsaugroboter und den zehnten Flakon des Lieblingsparfums. Sie sagt: “Natürlich kann der Druck des letzten Moments eine Art kreativen Funken entfachen und die Freude des Unerwarteten wecken. Doch oft werden es dann doch wieder Blumen oder eilig ausgesuchter Schmuck. Die Neigung von Männern, pragmatische Geschenke zu machen, ist ein Ausdruck von Fürsorge. Dass das bei der Beschenkten für Enttäuschung sorgen kann, kann schon mit kleinen Gesten oder Zusatzinformationen verhindert werden, zum Beispiel indem der Schenkende eine kleine Karte dazu legt, auf der er beschreibt, was er sich beim Geschenk gedacht hat.“

Die Geste zählt

„Ob ein Geschenk gefällt oder nicht, kann man nicht beeinflussen. Wohl aber zählt hier die Geste, dass man sich versucht hat in den anderen hinzuversetzen: Was macht sie gerne? Was hat er mal erzählt, was er gerne ausprobieren würde? Was verschenkt er selbst gern? Denn das ist tatsächlich meistens auch das, was man selbst auch schön findet. Es gibt meistens Anhaltspunkte. Auf welchem Konzert war er im vergangenen Jahr, welches Buch hat sie verschlungen? Welches ist ihr Lieblingsladen? Gibt es gemeinsame Erlebnisse, die Sie gerne miteinander erleben möchten?

Übertreibungen auf Social Media

Der neue Sportwagen mit fetter Schleife über der Motorhaube, liebevoll inszenierte Schnitzeljagden zu überragenden, überdimensionierten Geschenken und Menschen, die so hübsch zurecht gemacht sind, dass sie direkt selbst aussehen wie Geschenke des Himmels. Zum Weihnachtscontent auf Social Media sagt Prof. Dr. Sarah Seidl: „Auf jeden Fall sollten wir uns hüten, den perfekten Inszenierungen, die auf unseren Smartphones auftauchen, auf den Leim zu gehen! Dieser Vergleich mit Influencer:innen & Co. lässt uns frustriert zurück. Wir nehmen dann diese Bilder und eifern ihnen nach, statt uns zu fragen: Was wollen wir? Was passt zu uns? Was macht uns aus? Worüber freut sich mein Mann/meine Frau? One size fits all gilt hier sicherlich nicht – und mit einem teuren Preisschild kann ich nur bedingt Freude erzeugen.“

"Das perfekte Geschenk ist ein psychologisches Meisterwerk"

Was also macht es aus, das perfekte Geschenk? Seidl: „Tatsächlich ist ein gutes Geschenk ein kleines psychologisches Meisterwerk. Es geht weniger um den materiellen Wert, sondern vielmehr um die symbolische Bedeutung und die Fähigkeit des Geschenks, emotionale Resonanz auszulösen. Legen Sie also den Fokus auf die persönliche Note und machen Sie Ihr Geschenkt einzigartig für den Beschenkten.“ 

„Wir schenken uns nichts!“ – Beziehungsstress vermeiden

„Viele Paare vereinbaren, sich nichts zu schenken. Vermeintlich, um sich den Stress nicht zu geben, im Weihnachtsgetümmel Geld für Belanglosigkeiten auszugeben, die am Ende noch für Enttäuschungen sorgen. Häufig schenkt dann doch einer und der andere steht blöd da oder es kommt doch zu Enttäuschungen. Daher, wie so häufig: Die Kommunikation ist der Schlüssel. Geschenke sind nun mal eine Möglichkeit, Liebe und Zuneigung zu zeigen. Dafür gibt es natürlich viele Wege und das schönste Geschenk bringt nichts, wenn im Rest des Jahres aneinander vorbeigelebt wird. Aber so ein Geschenk kann auch eine Wieder-Annäherung sein, kann Intimität schaffen oder dem anderen zeigen, dass man zugehört oder genau hingesehen hat bei der letzten Shoppingtour. Eine schöne Idee ist es auch, sich gemeinsam zu beschenken und sich etwas als Paar zu gönnen. Einen kleinen Wellnessurlaub, ein neues Möbelstück, das beide aussuchen, ein Theater-Abo.“

Weniger ist mehr – Die besten Geschenke

Seidl fasst zusammen: „Überlegen Sie selbst einmal: Welches Geschenk hat Ihnen am meisten Freude bereitet im letzten Jahr? Und war es das teuerste? Oder vielmehr eines, das von Herzen kam und Ihnen gezeigt hat, dass da jemand ist, der an Sie denkt und Ihnen eine Freude machen will? Fallen wir nicht auf die vielen leuchtenden Schaufenster und die zigste Werbung auf den sozialen Medien, herein, sondern schauen wir in die Gesichter unserer Liebsten und stellen auf vielfältige Weise Verbindung zueinander her. Mit Geschenken, mit unserer Aufmerksamkeit, mit unserem Lachen oder zugewandten Gesprächen. Das macht Weihnachten aus!“

Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten mit Ihren Liebsten!

Katja Narkprasert

Press and Media Relations