SRH Fernhochschule - The Mobile University
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Psychologie trifft Künstliche Intelligenz: Die Kraft hybrider Intelligenz

Hat Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein? Und wie kann eine harmonische Mensch-KI-Interaktion aussehen? Wir werfen einen Blick auf die psychologische Perspektive des Trendthemas Künstliche Intelligenz.

Künstliche Intelligenz wird meist nur mit Digitalisierung und IT in Verbindung gebracht – dabei ist die Intelligenz eigentlich ein psychologischer Begriff. Wie hängen also Psychologie und KI zusammen? Und welche Bereiche der Psychologie werden aktuell besonders stark von Künstlicher Intelligenz beeinflusst? Dazu sprechen wir mit Prof. Dr. Melanie Hasenbein, Professorin für Wirtschaftspsychologie und Coaching an der SRH Fernhochschule – The Mobile University.

Hat ChatGPT ein Bewusstsein?

Immer wieder wird diskutiert, ob Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein haben kann. „Elementar ist dabei die Frage, inwieweit sich menschliches Bewusstsein und künstliches Bewusstsein unterscheiden, denn ein Chatbot kann ein Bewusstsein wenn überhaupt nur imitieren. Über die komplexe innere Welt psychischer Zustände eines Menschen wird er selbst nicht verfügen“, so Prof. Dr. Hasenbein.

Eine andere spannende Frage für die Psychologie: Kann Künstliche Intelligenz Gefühle zeigen? Allerdings handelt es sich hier höchstens um eine künstliche Wahrnehmung von Emotionen und Empathie. Wir Menschen trainieren also die KI, sodass sie so reagiert, als sei sie emotional oder empathisch – die KI fühlt jedoch nichts. „Aber auch die emotionale Bindung mit KI und Robotern wird ein zukünftiger Forschungsgegenstand in der Psychologie sein, erste spannende Entwicklungen gibt es bereits“, ergänzt Prof. Dr. Hasenbein. Das Spektrum der Fragestellungen, die sich mit Psychologie und KI befassen, ist also breit.

Wie kann der Mensch mit Künstlicher Intelligenz unterstützend zusammenarbeiten?

„In diesem Kontext wird von hybrider Intelligenz gesprochen“, erklärt Prof. Dr. Hasenbein. Gemeint ist damit eine Kombination von menschlicher und maschineller Intelligenz. Die zentrale Botschaft ist, dass es nicht darum geht, Menschen durch KI zu ersetzen, sondern die Beiträge von Menschen und KI-Systemen optimal miteinander zu integrieren. Die Idee, die hinter diesem Prinzip steckt, ist die der Komplementarität zwischen Menschen und Künstlicher Intelligenz.

„Dabei sollte der Einsatz von KI und Robotik sowohl technik- als auch menschenfreundlich sein“, betont Prof. Dr. Hasenbein. „Und vor allem sollte der Mensch bei den voranschreitenden Entwicklungen in der KI sowie in der Robotik weiterhin im Mittelpunkt stehen.“

Welche Ängste und Unsicherheiten gibt es in Hinblick auf die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz?

Ängste und Unsicherheiten sind zum Beispiel die Angst vor Jobverlust, also von Künstlicher Intelligenz und Robotik ersetzt zu werden. Oder die Frage, was passiert eigentlich hinter oder in einer Künstlichen Intelligenz? Kann sich KI womöglich verselbstständigen und wir haben dann keinen Einfluss mehr darauf?

Wie kann man diesen Ängsten in Bezug auf Künstliche Intelligenz begegnen?

Um diesen Ängsten und Unsicherheiten entgegenzuwirken, ist es zentral, die Menschen ausreichend zu informieren und weiterzubilden. Hier führt Prof. Dr. Hasenbein insbesondere die sogenannte AI Literacy an. Gemeint sind Kompetenzen, die die Menschen dazu befähigen, Technologien wie KI zu verstehen und kritisch zu betrachten, diese sinnvoll einsetzen und mit ihnen produktiv arbeiten zu können.  „Manche Länder wie Finnland sind uns hier einiges voraus, was die Aufklärung und Bildung bzw. Weiterbildung zu KI betrifft“, so Prof. Dr. Hasenbein.

Wie verändert der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (wirtschafts-)psychologische Anwendungsbereiche?

„Gerade in der Wirtschaftspsychologie sehen wir bereits einen wachsenden Einfluss von KI“, fasst Prof. Dr. Hasenbein zusammen. Das betrifft die Art der Zusammenarbeit in Organisationen, hier ist die Mensch-KI-Interaktion und die Mensch-Roboter-Interaktion anzuführen. Auch Führung verändert sich mit KI, zu nennen ist hier zum Beispiel das algorithmische Management. In der Personalpsychologie wird KI im Recruiting (z.B. Recruiting Bots) und in der Personalentwicklung (z.B. Learning Analytics und Learning Bots) eine wachsende Rolle spielen. Und schließlich sind hier ethische Fragestellungen zum Umgang mit KI zu betrachten, die in einer Corporate Digital Responsibility in den Organisationen zu finden sein sollte.

Prof. Dr. Hasenbein fordert daher: „Die Psychologie sollte selbst mehr Einfluss in der KI-Forschung einnehmen, zum Beispiel durch einen eigenen Forschungsstrang zu KI und Robotik, um daraus Implikationen für die Praxis abzuleiten. Sie sollte in der Entwicklung von KI eine wachsende Rolle neben den anderen Disziplinen wie der Informatik, den natur- und betriebswirtschaftlichen Bereichen spielen und für eine menschenzentrierte KI einstehen.“

In ihrem Buch „Mensch und KI in Organisationen - Einfluss und Umsetzung Künstlicher Intelligenz in wirtschaftspsychologischen Anwendungsfeldern“ betrachtet Prof. Dr. Melanie Hasenbein die psychologische Perspektive von KI noch tiefergehender.

Prof. Dr. Melanie Hasenbein ist Professorin für Wirtschaftspsychologie und Coaching an der SRH Fernhochschule - The Mobile University.

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