Erfahren Sie, wie erfolgreiche Krisenkommunikation funktioniert, welche Phasen wichtig sind und warum organisationale Resilienz entscheidend für das Krisenmanagement ist.

Was ist Krisenkommunikation und warum ist sie wichtig?
Krisen gehören zum Alltag von Unternehmen, Behörden und anderen Institutionen. Ob Datenlecks, Shitstorms oder Produktrückrufe – Ereignisse mit hohem Schadenpotenzial können jederzeit auftreten. In solchen Momenten ist eine klare und durchdachte Kommunikation entscheidend.
Krisenkommunikation umfasst sämtliche von einer Organisation ausgehende strategisch ausgerichtete Kommunikationsprozesse während einer Krise mit relevanten Anspruchsgruppen. Üblicherweise wird Krisenkommunikation als Teil eines übergeordneten und prozessorientierten Krisenmanagements verstanden. Das betrifft sowohl die akute Krisenphase als auch die Präventions- und Nachbereitungsphase. Proaktive Krisenkommunikation hilft dabei, relevante Informationen bereitzustellen, Vertrauen zu erhalten, Schäden zu begrenzen und handlungsfähig zu bleiben. Wer vorbereitet ist, kann schneller reagieren, und das ist heute wichtiger denn je.
Denn durch digitale Kommunikationsprozesse verbreiten sich Informationen in Echtzeit. Reaktionen von Usern, Medien und oftmals fragmentierten Öffentlichkeiten folgen oft sofort. Dies stellt eine zentrale Herausforderung für strategische Krisenkommunikation dar. Unternehmen wie auch Organisationen müssen daher wissen, wie sie in Krisensituationen schnell, stringent und glaubwürdig kommunizieren.

Was sind Krisen und wodurch werden sie ausgelöst?
Eine Krise ist ein unerwartetes Ereignis, das die Stabilität einer Organisation bedroht. Sie entsteht meist plötzlich, bringt große Unsicherheit mit sich und kann schwerwiegende Folgen haben, sowohl für die Organisation selbst als auch für Mitarbeitende, Kunden oder die Öffentlichkeit. Typisch für Krisen sind ein hoher Entscheidungsdruck bei unklarer Lage, große Aufmerksamkeit durch Medien und Öffentlichkeit sowie potenzieller Reputations- oder Vertrauensverlust.
Auslöser für Krisen können sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel:
- technische Defekte oder Produktionsfehler,
- Fehlverhalten von Mitarbeitenden oder Führungskräften,
- Cyberangriffe oder Datenlecks,
- Naturkatastrophen,
- Lieferengpässe oder Rückrufaktionen,
- soziale oder politische Konflikte.
Vorbereitung auf Krisen
Ganz unerwartet treten die meisten Krisenauslöser jedoch nicht auf: Jede Organisation ist wiederholt verschiedenen (und häufig bekannten) Risiken ausgesetzt. Die Vorbereitung auf potenzielle Krisensituationen ist Teil des Risiko- und Krisenmanagements von Organisationen. Je nach Auslöser lassen sich unterschiedliche Krisentypen finden: Organisationskrisen, wirtschaftliche Krisen, Vertrauens,- Führungs- oder Existenzkrisen. Basierend auf einer Einleitung des Kriseninstituts der Universität Kiel (2024) können Unternehmenskrisen in bilanzielle Krisen („Pleiten“), kommunikative Krisen („Skandale“) und operative Krisen („Störungen“) unterteilt werden.

Nicht jede Krise ist selbst verschuldet. Aber jede Krise erfordert eine durchdachte Reaktion. Gerade die Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle. Wer hier zögert oder unklar bleibt, verschärft die Situation häufig zusätzlich. Daher ist es entscheidend, frühzeitig ein effektives Krisenmanagement und klare Krisenkommunikation aufzubauen.
Gibt es mehr Krisen als früher?
Krisen hat es schon immer gegeben, doch heute wirken sie präsenter. Ein Grund dafür sind die zunehmende Digitalisierung und globale Vernetzung. Informationen verbreiten sich in Sekunden über soziale Medien, Nachrichtenportale oder Messenger-Dienste. Das führt dazu, dass Krisen schneller öffentlich sichtbar werden. Selbst kleine Vorfälle können innerhalb kürzester Zeit große Aufmerksamkeit erzeugen. Skandalisierung und Moralisierung nehmen zu.
Positionen und Urteile, vor allem in digitalen Diskursräumen, bildet sich oft, bevor eine Organisation überhaupt reagieren kann. Folgen dieser Entwicklung sind:
- Die Reaktionszeit wird kürzer.
- Organisationen stehen schneller unter öffentlichem Druck.
- Versäumnisse in der Kommunikation werden sofort sichtbar.
Für Unternehmen, Behörden und Institutionen bedeutet das:
Sie müssen vorbereitet sein. Eine professionelle Krisenkommunikation ist heute kein Zusatz mehr, sondern fester Teil des strategischen Handelns, zumal in größeren Organisationen. So haben sich in den letzten Jahren die strategischen und operativen Maßnahmen von Organisationen in Krisensituationen intensiviert. Auch der Bedarf an spezialisierter Unterstützung durch entsprechende Weiterbildungsangebote, kommunikationsstrategische Beratung und Evaluationstools für Krisenkommunikation wächst.
Ziel und Rolle von Krisenkommunikation
Was will Krisenkommunikation erreichen und warum ist klare Kommunikation in Krisen entscheidend?
Krisenkommunikation hat ein klares Ziel: den Schaden für die Organisation und die Anspruchsgruppen so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört nicht nur, die richtigen Informationen weiterzugeben, sondern auch Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kunden, Partnern und der Öffentlichkeit zu erhalten.
In einer Krise ist die Lage oft unübersichtlich. Es gibt Unsicherheit, offene Fragen und hohe Erwartungen. Gerade in solchen Momenten ist eine klare, stringente und schnelle Kommunikation entscheidend.
Krisenkommunikation soll Orientierung schaffen, gezielte Verhaltensinstruktionen geben, Gerüchte vermeiden oder korrigieren, Verantwortung zeigen, Vertrauen wiederherstellen, die Reputation schützen. Fehler in der Kommunikation – etwa Widersprüche, Schweigen oder rituelle Floskeln – wirken sich in Krisenzeiten besonders negativ aus. Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig mit wirksamer Krisenkommunikation auseinanderzusetzen.

Drei Phasen strategischer Krisenkommunikation
Strategische Krisenkommunikation lässt sich in drei Phasen unterteilen: vor, während und nach der Krise. Jede Phase hat eigene Aufgaben und Ziele, die alle wichtig für ein wirksames Krisenmanagement sind.
In dieser Phase geht es um Vorbereitung und Früherkennung. Organisationen sollten potenzielle Risiken identifizieren und Krisenszenarien durchspielen. Auch klare Zuständigkeiten, Kommunikationspläne und Botschaften werden hier entwickelt. Ziel ist es, im Ernstfall handlungsfähig zu sein.
Typische Maßnahmen:
- Monitoring von Medien, Märkten und internen Prozessen
- Schulungen für Führungskräfte und Kommunikationsverantwortlich
- Aufbau eines Krisenteams
- Planung möglicher Kommunikationsstrategien
Jetzt ist die Krise da. Es herrscht hoher Druck, oft auch öffentliche Aufmerksamkeit. In dieser Phase zählt vor allem eines: schnell, klar und glaubwürdig zu kommunizieren.
Typische Maßnahmen:
- zentrale Botschaften definieren
- offen, deeskalierend und neutral informieren
- auf Fragen reagieren
- Medien (und spezifische anspruchsgruppen) aktiv ansprechen
- Präsenz zeigen, intern und extern
Eine professionelle Krisenkommunikation kann hier entscheidend dazu beitragen, Vertrauen zu erhalten und Eskalationen zu vermeiden.
Ist die akute Phase überstanden, folgt die Aufarbeitung. Diese Phase ist wichtig, um aus der Krise zu lernen und die organisationale Resilienz zu stärken.
Typische Maßnahmen:
- Kommunikationsverlauf analysieren
- Wirkung der Maßnahmen bewerten
- Prozesse verbessern
- Vertrauen langfristig wiederherstellen
Wer die drei Phasen strategisch plant und konsequent umsetzt, kann nicht nur besser durch Krisen steuern, sondern geht oft sogar gestärkt aus ihnen hervor.
Mehr zu organisationaler Krisenkommunikation und ihren Phasen in Prof. Dr. Falk Tennerts Buchkapitel „Organisationale Krisenkommunikation: Grundlagen, ausgewählte Ansätze und aktuelle Entwicklungen“.
Handlungsempfehlungen für Führungskräfte
Wie lässt sich Kommunikation in Krisen managen?
In einer Krise zählt jede Entscheidung und Kommunikation wird zur Führungsaufgabe. Führungskräfte sind gefordert, Ruhe zu bewahren, Orientierung zu geben und Vertrauen zu schaffen. Dabei kommt es nicht nur darauf an, was kommuniziert wird, sondern wie.
Diese Empfehlungen helfen beim kommunikativen Krisenmanagement:
- Schnell handeln: Verzögerungen wirken wie Unsicherheit. Erste Stellungnahmen sollten frühzeitig erfolgen, auch wenn noch nicht alle Fakten bekannt sind.
- Transparenz zeigen: Offene Kommunikation schafft Glaubwürdigkeit. Probleme nicht kleinreden, sondern ehrlich benennen.
- Empathie ausdrücken: Wer betroffen ist, will gehört werden. Zeigen Sie Verständnis für Sorgen und Ängste, intern sowie extern.
- Konsistenz wahren: Alle Aussagen sollten abgestimmt sein. Widersprüche beschädigen das Vertrauen.
- Proaktiv informieren: Warten Sie nicht auf Anfragen. Geben Sie aktiv Updates, auch über Social Media.
Professionelle Unterstützung durch interne Kommunikationsteams oder externe kommunikationsstrategische Beratung und Evaluation kann Führungskräfte entlasten und zu klaren Botschaften beitragen. Eine gut geführte Kommunikation in der Krise zeigt, dass die Organisation Verantwortung übernimmt und stärkt damit ihre Glaubwürdigkeit und Widerstandskraft.

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Fazit: Erfolgreiche Krisenkommunikation als Wettbewerbsfaktor
Krisen lassen sich nicht vollständig vermeiden, aber professionell managen. Wer in schwierigen Situationen klar, schnell und glaubwürdig kommuniziert, schützt nicht nur die eigene Reputation, sondern schafft auch Vertrauen bei Mitarbeitende, Kunden oder der Öffentlichkeit.
Krisenkommunikation wird damit zum echten Wettbewerbsfaktor. Sie zeigt, wie gut eine Organisation vorbereitet ist und wie verantwortungsvoll sie handelt. Unternehmen, die auf strategisches Krisenmanagement, gute Planung und organisationale Resilienz setzen, können aus Krisen sogar gestärkt hervorgehen. Es ist wichtig, Krisenkommunikation als festen Bestandteil der Unternehmens- resp. Organisationsstrategie zu begreifen. Denn wer in der Krise überzeugt, gewinnt auch langfristig.
Tennert, F. (2025). Organisationale Krisenkommunikation: Grundlagen, ausgewählte Ansätze und aktuelle Entwicklungen. In: Forsthofer, R., Mühlfelder, M., Tennert, F. (eds) Führen in der Krise – Führen aus der Krise. Weiterbildung und Forschung der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-45943-7_7
Graf, F. (2024). Innovationen im Krisenmanagement: Chancen und Herausforderungen für Verwaltung und Gesellschaft nach der Corona Pandemie. Bericht zum Workshop. Zeppelin Universität: 11. April 2024. https://doi.org/10.48586/zu/01214